Meine Kindheit mit Janine

Von Tanja

Auf einmal hatte Janine eine kleine Schwester. Jeder weiss, wie das ist. Okay, ich war nicht das schönste Baby… Aber man sagt ja: Jedes Baby ist süss. Süss hin oder her, ich war da und Janine stand plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt. Obwohl Sie es immer mal wieder geschafft hat, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Beispielsweise an meiner Taufe. Ich erinnere mich, als wäre es Gestern gewesen😂 Neben der Tatsache, dass die Qualität des Taufvideos eine Katastrophe war, sah man während der kompletten Taufe, wie meine Schwester die Kerze hält. Sie war damit so überfordert, weil ihr der gesammte Kerzenwachs über die Händchen lief. Naja so eine Taufe ist auch langweilig. An dieser Stelle danke ich dir Janine, dass du meine Taufe so spannend gestaltet hast.

Janine wird gewalttätig

Als es Janine mit den Jahren nicht mehr gelang sich in den Mittelpunkt zu stellen, da ich immer süsser wurde, änderte Sie ihre Taktik und wurde gewalttätig.
Ich erinnere mich an eine Autofahrt. Ich war gerade mal ungefähr ein Jahr alt. Aus dem Nichts biss Sie mir so stark in meinen Arm, dass ich nur noch schreien konnte. Ich habe heute noch Bissspuren. Zum Glück hatte ich, als wehrloses Kind, Unterstützung von meiner Mutter. Mami hielt darauf den Wagen an, holte Janine aus dem Auto, liess ihr auf öffentlicher Strasse – auf dem Parkplatz beim «Scharfen Ecken» in Rothrist – die Hosen runter und versohlte ihr mal richtig den Hintern🙊😂
Meine Mutter hat immer gesagt: «du bisch immer vo de Janine bloget worde, bis selber hesch chöne laufe.»
Ja, als ich dann endlich laufen konnte resp. wollte, war Janine nicht mehr sicher vor mir. Ich konnte mich dennoch gut als Opfer tarnen. Bestimmt gab es ein bis zwei Situationen, in der Sie bestraft wurde, ich jedoch die Schuldige war😇. Leider fällt mir gerade kein Beispiel ein. Das spielt jetzt auch keine Rolle, denn es geht hier um Janine und nicht um mich🤣.


Als Janine endlich akzeptieren konnte, dass Sie mit Gewalt nicht mehr weiter kam, änderte Sie Ihre Strategie erneut. Sie versuchte meine Psyche zu beeinflussen.

«Tanja du bist Adoptiert!»

Es war an einem sonnigen warmen Nachmittag. Wir waren draussen in der Platanen, das Nebenquartier vom Kleinholz in dem wir aufwuchsen. Wir sassen auf dem Karussell, als mir Janine sagte, ich sei adoptiert. Scheinbar ist dies eine häufig angewandte Methode von älteren Geschwistern. Ihr müsst verstehen, ich war nicht leichtgläubig zu dieser Zeit. Aber damals wurde mir immer wieder gesagt: „du bisch vom Pöstler“ da ich rein äusserlich, überhaupt nicht zu meiner Familie gepasst habe. Es war immer wieder ein Thema, von welcher Familie ich mein Aussehen habe. Eher eine Jäger oder eine Hachen?
Mit der Aussage von meiner Schwester, an diesem Nachmittag, machte für mich alles Sinn.
Meine Reaktion darauf? Ich fing bitterlich an zu weinen. Schluchzend sagte ich Janine, dass ich zu Mami gehen wolle und sie dann fragen würde.
Daraufhin zog Janine ihre böse Lüge zurück. Denn vom Vater hätte Sie bestimmt Hausarrest für diese Lüge bekommen.
Ein guter Versuch von dir Janine. Jedoch auch fehlgeschlagen.

Wenn ich zurück an meine Kindheit mit Janine denke, dann erinnere ich mich selten an ein gemeinsames Spielen mit ihr. Leider hatte Sie andere Interessen als ich. Sie wollte nicht mit mir Barbie spielen.

Der Mythos

Es hat jedoch etwas gegeben, mit dem wir immer zusammen spielen wollten. Das legendäre Barbie-Traumschiff. Mit dem konnte man Cocktails mischen. Natürlich alkoholfrei. Mittlerweile halte ich dieses Schiff für einen Mythos, denn ich habe es nie gesehen. Wenn wir im Sommer damit spielen wollten, hiess es von Mami: „nid jetzt, chönets denn im Winter ha“
Wenn wir im Winter damit spielen wollten, hiess es von Mami: „nid jetzt, chönets denn im Summer ha“. Wie gesagt, ich habe es nie gesehen.

Was das spielen angeht, hatten wir also nicht viel Gemeinsamkeiten.
Eine Gemeinsamkeit, teilten wir aber schon als Kinder. Wir hassten es, die jährlichen Kalender-Fotos für die Verwandten zu machen. Wie die folgenden Bilder beweisen. Tausende von Kindertränen wurden vergossen. Ein Wunder, dass überhaupt eines verwendet werden konnte.
Heute muss ich Mami danken. Danke, dass du uns so gequält hast. Denn es ist schön, unsere Fotos immer mal wieder anzuschauen. Und genau das, predigte uns Mami bei jeder Diskussion, während dem Fotografieren. Mami, du hattest mal wieder Recht🙄.

Ich denke gerne an diese lustige Zeit zurück

Später, als wir älter wurden, als Janine in die Teenager-Jahre kam, wurde unsere Schwesterbeziehung gefestigt. Sie hat mich überall mit genommen. Mit ihren Freunden in die Badi, an die alte Aare in Winznau, nach Leysin ihren Aufenthaltsort als Au-pair und zu ihrem damaligen Freund Phippu. Ich denke gerne an diese lustige Zeit zurück, auf die ich nicht näher eingehen will. Es soll ja nicht alles öffentlich werden 😉.

Danke Janine!

Heute weiss ich, dass das alles nicht selbstverständlich war. Ich schätze es sehr, mit meiner Schwester so viel Zeit verbracht zu haben. Dies hat meiner Meinung nach unserer heutigen Beziehung, den Ursprung gegeben.
Danke Janine!